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Abstand

Forschen.


Forschen wird als systematisches Suchen nach Erkenntnis verstanden. Staunen und Forschen sind für mich die Grundantriebe meiner Vorliebe für Philosophie. Forschung im Bereich der Philosophie ist keine empirische Forschung: Philosophinnen und Philosophen forschen, indem sie seit Jahrhunderten nach plausiblen Antworten auf die Grundfragen des menschlichen Daseins, Handelns und Erkennens suchen bzw. die Mittel der Philosophie als Werkzeug zur Orientierung einsetzen. Es müssen nicht immer die ‹grossen› Themen sein, die mich umtreiben – zur Zeit denke ich auch über folgende Themen bzw. ‹Desiderata› nach (werden laufend aktualisiert):


Missverständnisse
Verstehen kann in die Irre gehen – wie entstehen, wie funktionieren Missverständnisse? Was meint man, wenn man sagt, «Das war ein Missverständnis»? Was meint jemand, der sagt, sein ganzes Leben sei ein Missverständnis? Kann es überhaupt ein tieferes Verstehen geben – wie kann ich mir sicher sein, ob ich mich überhaupt selber verstehe? «Verstehen ist, was passiert, wenn kommuniziert wird, ohne dass das Begehren aufkommt, ein Missverständnis zu beseitigen» (Jan Philipp Reemtsma). Wie könnte eine ‹Kunst des Verstehens› aussehen?



Ambulante Philosophie

Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass fruchtbare Gedanken und Ideen eher in der Bewegung und im Freien bzw. im Gehen oder Bummeln und Unterwegssein entstehen. Ich frage mich, ob man prinzipuell zwischen ‹Sitzdenker:innen› und ‹Gehdenker:innen›
unterscheiden könnte. Es war der bekennende Gehphilosoph Nietzsche, der die provokante These formulierte (Ecce Homo. Wie man wird, was man ist, 1889), dass wir keinem Gedanken trauen sollten, der sitzend in der guten Stube entstanden ist.



Märchenpublika
Märchen wollen gehört und nachvollzogen werden, meinte der Märchenforscher Rudolf Geiger (vgl. Geiger 1982). Welche Wirkung können Märchen auf unterschiedliche Publika entfalten und warum? Warum reagieren bei Erzählanlässen Märchenhörerinnen und -hörer offenbar ganz unterschiedlich auf die Geschichte? Wie lässt sich das erklären?



Lehrerinnen und Lehrer
Wer sind Lehrerinnen und Lehrer? Viel ist schon diskutiert und geschrieben worden zu dieser Frage. Fruchtbar finde ich persönlich die These, dass die Lehrperson sozusagen als «Go-between» (vgl. Herzog et al. 2007) handelt, die die Aufgabe hat, zwischen Generationen, Zeiten, Kulturen, aber auch zwischen Familie und Gesellschaft, Privatheit und Öffentlichkeit zu vermitteln. Pädagogische Berufsarbeit ist im Kern Vermittlungs­arbeit, und strukturell gesehen kommt der Lehrperson eine vermittelnde bzw. «intermediäre Position» (vgl. Herzog et al. 2007; Herzog/Makarova 2011) zu. Zugespitzt formuliert sind Lehrpersonen eigentlich eine Art ‹Medien›. Was heisst das für die konkrete Berufsarbeit? Welche Chancen und Risiken birgt diese Positionierung als «Go-between»?




Bildung extended

Bildung wird im humanistischen Sinne als Prozess geistiger Formung verstanden. Diese Auffassung ist auch in die Konzepte und Ideale von ‹Allgemeinbildung› bzw. ‹Menschenbildung› eingeflossen. Immer wieder wurden aber auch Verfallsformen dieses Ideals als enzyklopädische Vielwisserei oder als «Wissensmast» (Kerschensteiner) kritisiert. Nach meiner Erfahrung wird Bildung heute vorwiegend als kognitive Formung, Kultivierung des Verstandes bzw. Wissenserwerb aufgefasst (wenn auch, je nach Kontext, teilweise soziale, musische und physische Formungen ergänzend mitgedacht werden). Seit meiner praktischen und theoretischen Beschäftigung mit Meditation ist bei mir die Frage nach der Verbindung von Bildung und Meditation aufgetaucht. Im indischen Kontext wird das Sanskritwort bhavana mit «Meditation» übersetzt und bedeutet «entwickeln, entfalten, pflegen, kultivieren» und kommt dem deutschen Begriff «Bildung» sehr nahe. Wenn wir darum Meditation (wie z. B. Matthieu Ricard, vgl. Singer/Ricard 2018) als eine Kultivierung des Geistes bzw. des Bewusstseins verstehen, unter welchen Gesichtspunkten könnte Meditation als Geistesschulung (zum Beispiel auch als angeleitete Praxis im Bildungskontext) als Ergänzung, Erweiterung oder auch Vertiefung der eher kognitiv ausgerichteten Bildung verstanden werden?



Zu diesen Themen und Fragestellungen kann ich je nach Anfrage Einblick geben bzw. Impulse, Inputs oder andere Formate anbieten. Nehmen Sie einfach mit mir Kontakt auf. Die Themen und Fragestellungen können auch Gegenstand eines Formats unter Philosophieren sein.

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